Geographischer Blick auf die Welt.
Reale Raumerfahrungen & die Heilsversprechen der virtuellen Welt

Der Geograph Werner Bätzing geht in seiner „Skizze einer neuen integrativen Geographie“ (in: MÖGG 158 Jg. 2016) auf die geographische Grundintention ein, unsere gegenwärtige Lebenswelt besser verstehen zu wollen...

Dabei will er einerseits an die Wurzeln der Geographie erinnern und auf eine neue Weise eine problemorientierte Regionale Geographie mit ihrer engen Zusammenschau der Bereiche Physischer und Humangeographie aufzeigen. Auch die Fachdidaktik kann daraus interessante Schlüsse ziehen.

Er sieht das im Gegensatz zu einer überwiegend virtuellen Betrachtung, die einen totalen Überblick mittels Digitalisierung vieler Einzelfaktoren anstrebt. Dem gegenüber stellt er die Erkenntnis vieler  geographischer Betrachtungen, die immer auch Widersprüchlichkeiten, unübersichtliche Gemengelage bei Regionsanalysen feststellen!  Er meint, dass es nicht genüge Datenmengen in Hinblick nur auf darin enthaltene Muster und Regelhaftigkeiten auszuwerten, sondern darauf Bedacht zu nehmen, dass das Analysieren menschlicher Aktivitäten (Anm.: vgl. dazu unsere GW-Lehrpläne!) und Bedürfnisse  immer auch interessensgeleitet und intentional ist (Anm. vgl. dazu die vier heute in unseren Lehrplänen inherenten Raumbegriffe – etwa bei Wardenga).

In seiner „Skizze einer neuen, integrativ konzipierten Geographie“ (ab S. 315)  konkretisiert er diese Einheit der geographischen Betrachtungsweise und fasst sie in sechs Punkten zusammen.

Hier kann der Artikel mit seinen fachgeographischen Anstößen in Kombination und mit auswertenden Vergleichen der  fachdidaktischen Intentionen des österreichischen Schulfaches „Geographie“ (in seinen verschiedensten Variationen in NMS,  AHS und den verschiedenen BHS/BMS-Schultypen)  uns wichtige Leitlinien für verbesserte Unterrichtszugänge eröffnen! Etwa wenn man die einzelnen Lehrpläne mithilfe der angeführten sechs Punkte nach möglichen Konkretisierungen dieser Intentionen abklopft.

Denn auch ein heute zeitgemäßer Unterricht wird in irgendeiner Art und weise Regionen behandeln. Nicht nur als länderkundlich beschreibende Art des Kontainerraumes,  sondern – wie Bätzing auch sagt – in den drei Kernelementen „Umwelt-Wirtschaft-Gesellschaft“,  als problemorientierte Raumanalysen unter Einbeziehung der Kompetenzorientierung. Nötig sind dabei Leitfragen (= eine fraktale Betrachtung anstelle einer vordergründigen Totalität), die die Regionen aber auch nicht als inselhaft abgegrenzte Raumausschnitte, sondern problemorientiert, etwa mit der Frage nach „Orten guten Lebens“  unter Einbeziehung hemmender Faktoren und der Frage wie ihre Zukunft aussehen könnte, die immer auch ein Resultat verschiedener Interessensdurchsetzungen unterschiedlicher Gruppen ist.

Insgesamt ein lesenswerter Beitrag, der für Aus- und Fortbildung sich vielfältig auswerten lässt!

Wir danken dem Autor und der Schriftleitung der Mitteilungen der Österr. Geogr. Gesellschaft - in der sich heuer eine Fachdidaktikarbeitsgruppe konstituiert hat – für die Erlaubnis der Webpublikation.