PG 7-8 vom Juli - August 2010
behandelt den Bereich "Spielend lernen" - neu Spiele für den Geographieunterricht. Der fachdidaktische Einleitungsartikel "Spielen im Geographieunterricht" skizziert Möglichkeiten und Herausforderungen.
Die Autorin geht vom Spielebegriff aus, beleuchtet danach die Frage ob Spiele eine seriöse Tätigkeit seien, oder sein können und setzt sich danach auseinander mit den Zusammenhängen (oder auch manchmal festgestellten) Unterschieden zwischen Spielinhalt und Spielmechanismus. Sie stellt kritisch fest, dass zu häufig „Quizzspiele“ im Unterricht zu oft nur mühsam getarnten Tests mutieren. Sie differenziert dann nach Spielertypen und unterschiedlichen Spielkulturen. (Dazu vgl. auch Stichwort „Didaktische Spiele“ im virtuell verfügbar gemachten „Handbuch GW“ , URL: www.univie.ac.at/geographie/fachdidaktik/Handbuch_MGW_16_2001/inhalt_Handbuch_Geographie_und_Wirtschaftskunde2001.htm, bzw. auf der Schulbuchliste in Österreich gibt es auch die Zusammenstellung in den beiden „Spiele-Heften“ beim Verlag Ed. Hölzel)
Die sieben Spielanregungen beginnen etwas unmotiviert mit einem „Fadenspiel über alle Grenzen“, bei dem für den Rezensenten aber leider kein fachdidaktisch-geographischer Unterrichtsbezug erkennbar war (... oder genügte dort die Feststellung, dass es sich hier um eines der am längsten existierenden und geographisch am weitesten verbreiteten Spiele handle?) . Konkreter ist der zweite, weit umfangreichere Vorschlag (Unterstufe): in „Didaktisches Spielmaterial – das Beispiel Fußballproduktion in Pakistan“ geht es um die Frage: Firma oder Arbeiter – wer bekommt mehr? Gedacht ist es als Teil einer Lernzirkelausstattung oder als Freiarbeitsmaterial. Dazu findet man als erstes den Vorschlag um (ideal in einer Ganztagsschule oder in der 4.Klasse fächerübergreifend mit Werken) sein Spielbrett selbst herzustellen. Über Ereigniskarten und Würfel (als Zufallsgradienten) werden dann mit dieser Unterlage verschiedene Firmenpolitiken durchgespielt.
Als dritte Anregung simulieren Schüler Bevölkerungsentwicklung – da M&Ms als unterschiedlich farbige Spielsteine für unterschiedliche Altersgruppen gemeinsam mit den Zufallskarten genutzt werden, nannte der Autor seine Idee „Bevölkerung aus der süßen Tüte“.
Sehr reichhaltiges Material hat das danach folgende „Teewelthandelsspiel“ (eher für Mittelstufenschüler). Es ist ein Planspiel mit relativ detaillierten Rollenanweisungen in dem es sich um strukturelle Gewalt im Welthandel dreht. „Energizer im Geographieunterricht“, sind eine aus den Niederlanden stammende Form/Ausdruck, Elemente der Motivation als „Anschübe“ für Einstiege, Erlernen und Prüfen zu verwenden. So nennt dabei etwa der Lehrer drei in Zusammenhang stehende Worte (beispielsweise hier „Naher Osten – Klima – Wasservorrat“) . Die Schüler(gruppen) sollen nun möglichst viele Begriffe dazu aufschreiben. Die Vorschläge werden im Plenum besprochen, wobei Wert auf die Zusammenhänge gelegt wird. Es gibt keine Punkte, wenn alle den Begriff hatten - haben ihn nur 2 Gruppen, gibt’s 2 - bei nur einer Gruppe sogar 3 Punkte. Ähnlich funktioniert ein anderer Vorschlag zum Abschluss eines Themas, mit einer 20stelligen Liste, in die versetzt einige Begriffe eingetragen sind. Die Schüler sollen sie ergänzen. Zwei Schüler an der Tafel behandeln diese dann derart, dass der eine auf einen Begriff zeigt und einen anderen aber verbal erklärt. Der andere Schüler Muss den richtigen Begriff zeigen und danach das Gezeigte erläutern. Eine dritte Variante gibt den Schülern schrittweise Informationen, mit denen sie ein Ereignis rekonstruieren sollen. Im vorletzten Vorschlag „Von A nach B“ geht es um einen spielerischen Einstieg (etwa 8. Schulstufe) in die Welt der Transport und Handelsströme. Dazu gibt es zu 10 Welthandelsgütern (vom Armani-Anzug aus China, über Bauxit, Erdöl, Rosen, Steaks, Auto, Wein u.a. ) jeweils Arbeitsblätter mit 8 Fragen und Antworten ferner eine Weltkarte mit den Routen für jedes Welthandelsgut mit jeweils 6 Spielfeldern. Ein Schüler stellt dem Nachbarn die Frage, der antwortet – liegt er richtig, dann kann er ein Feld vorrücken. Sieger ist in dieser Gruppe, wer in der Stunde die meisten Güter „transportieren“ konnte. Kritik hätte der Rezensent wieder an der verwendeten Kartenprojektion (auf S. 55 des gleichen Heftes gäbe es eine weit zielführendere, die man auch hier verwenden hätte sollen). Letztlich zeigt uns noch der Unterrichtsvorschlag „Vom Fernsehen lernen, heißt spielen lernen“ wie Spielideen u.a. mit einem Activ-Board (dazu siehe mehr auf der PG-Webseite bei diesem Heft) didaktisch übertragen eingesetzt werden könnten. Demonstriert wird das mit Arbeitsunterlagen an der Thematik „Wer kommt in die EU?“, der die Spielinszenierung von Sendungen wie Kochduell zugrunde liegt.
Der zweite Teil des sommerlichen Doppelheftes enthält vermischte Unterrichtsbeispiele: Gemeinsam mit einer Tageslichtprojektorenfolie zweier Satellitenbilder (1986 und 2009) beschäftigen sich Arbeitsblätter mit dem Thema „Tagbau im Satellitenbild“ – Landschaftswandel im Rheinischen Braunkohlenrevier unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Zu der von der PH-Heidelberg im Rahmen eines UN-Projekts erstellten Materialien die zeigen wie globale Umweltveränderungen lokal bewertet werden können, gibt es eine Webseite mit der URL www.glokalchange.de - hier sucht die PH schulische Kooperationspartner!
Ein weiterer Unterrichtsvorschlag beleuchtet „Einwanderung und städtischer Wandel: die kanadische Metropole Vancouver“. (vgl. zur ehemaligen Olympiastadt Winterspiele 2010 in GR 9/2006) . Das gut in einem Wahlpflichtfach einsetzbare Material lässt vielfache Querverbindungen ausgehend von der Einwanderungsfrage etwa zu europäischen oder auch österreichischen Beispielen ziehen. Interessante Aspekte macht die Einbeziehung eines (englischsprachigen!) Tests zu den Chancen auf Einwanderungserlaubnis nach dem obligaten kanadischen Punktesystem deutlich. Das lässt didaktisch fruchtbare Diskussionen aufkommen, wieso es so etwas nicht auch bei unseren Regierungswebseiten gibt (URL: www.cic.gc.ca/english/immigrate/skilled/assess/Education.asp) - Tipp: auch auf den Botschaftsseiten dieser Länder kann man unsere Schüler nachrecherchieren lassen, ob sie mit ihren (zukünftigen) Qualifikationsprofilen überhaupt „genommen“ werden würden!
Als Nachschlag zu dem Themenheft Rohstoffe (PG 4/2010) kann man die dritte Unterrichtsanregung zu „Eisenerz – ein wichtiges Welthandelgut“ (Das Beispiel Brasilien) sehen. Den Weg des Erzes aus dem fast 900 km weit im tropischen Regenwald liegenden Lagerstätten des „eisernen Vierecks“ (vgl. PG 9/1986, GS 40/1986 und GR 11/2009) nach Duisburg wurde unter der URL www.geo-ag-wesel.de/erz_fuer_duisburg.htm ins Internet gestellt und besticht durch beeindruckende Luft- und Satellitenbilder von Google !
Ein Arbeitsblattvorschlag zu Erdbebenzonen der Erde und ein sehr instruktiver Bericht eines Projektunterrichts „Long Way Down/Long Way Up – Afrika zwischen Abenteuer und Auswanderung“ runden das Heft ab. Ausgangspunkt für dieses Unterrichtsprojekt war ein in mehreren DVDs käuflich erwerbbarer Film „Long Way Down“, des Schauspielers Ewan McGregor, worin es um verschiedene UNICEF-Projekte in Afrika geht. Dieser wurde dann in seinen verschiedenen Themenabschnitten schrittweise ausgewertet. Dazu gestalteten jeweils zwei Schüler Infobögen für eine Gruppendiskussion, wobei deren Ergebnisse auf einer Afrikawand in der Schule auch für andere präsentiert wurden. Eine zweite Säule des über 6 Monate gehenden Projekts bildete ein von den Schülern gestalteter wöchentlicher Pressespiegel, der in sogenannten Sonderblättern dort ebenfalls veröffentlicht wurde. Unter der URL www.gemeinsam-fuer-afrika.de/schulen.php erfährt man mehr über dieses Projekt und erhält dazu auch noch andere Materialien.