GS 133 - Oktober 2001

GS 133 vom Oktober 2001 hat als Heftthema „räumliche Disparitäten“.

GS 133 vom Oktober 2001 hat als Heftthema „räumliche Disparitäten“. Diese sind das Ergebnis ganz unterschiedlicher Einflußfaktoren: Sie können in der naturräumlichen Ausstattung, durch Besonderheiten in der historisch-politischen Entwicklung verursacht sein oder durch immanente Unterschiede in Kultur- und Gesellschaftssystemen liegen. Schließlich tendiert auch das freie Spiel der Kräfte zur Ballung/Konzentration, um z.B. Agglomerationsvorteile zu nutzen. Dadurch wird ein Prozeß zirkulärer Selbstverstärkung in Gang gesetzt, wie umgekehrt das Fehlen von förderlichen Impulsen einen Teufelskreis der Rückständigkeit auslösen kann. Der empirische Befund – so meinen die Autoren des Heftes – belegt, daß es nie eine vollkommene Gleichheit in den Lebensbedingungen gegeben hat, nie geben kann. Dieses zu zeigen, war ja auch eine neue fachliche Intention im österreichischen LP 2000 – die aber in den Büchern der ersten beiden Klassen (trotz Approbation !) praktisch nirgends befriedigend umgesetzt worden ist !

Der erste, reichlich mit Abbildungen und Tabellen ergänzte Artikel gibt dazu einen Überblick unter dem Titel „Weltweite Disparitäten als Entwicklungsproblem“ (Disparitäten haben viele Gesichter; Verursachung; Beispiele für den Zusammenhang interner und externer Faktoren; Strategien zur Reduzierung des Wohlstandsgefälles auf nationaler bzw. internationaler ebene). Nach der Meinung des Rezensenten könnte er helfen, die inzwischen sowohl fachlich als auch fachdidaktisch etwas angealterten Abschlußkapitel unserer drei 5. Klasse AHS-Oberstufenbücher (und die folgenden Fallbeispiele die der 6. Klasse zugeordnet werden könnten) zu modernisieren. Etwas störend fand ich nur die schulgeographisch völlig ungeeignete Kartengrundlage für die Weltkarte auf Seite 6. : Die dargestellte Fläche von Grönland (2,17 Mio qkm) erschien dort größer als die von Australien oder Arabien (8,9 Mio bzw. 3,5 Mio qkm) !

Danach folgen vier reich mit graphischem Material versehene Beispiele: „Tourismus – ein Instrument zum Abbau regionaler Disparitäten in Entwicklungsländern ?“ geht von einem Dreiphasenmodell aus, und zeigt verschiedene regionale Beispiele auf, die aus Mexiko, Thailand, Zimbabwe stammen: ‚Da Touristen sensibel auf Veränderungen der Umwelt und ihrer Umweltwahrnehmung reagieren, kann der Tourismus in der Peripherie so als Agent positiver Umweltveränderungen mit Ausstrahlung auch auf die wirtschaftsstärkeren, jedoch ökologisch oft extrem stark belasteten Kernregionen eines Landes wirksam werden’. Ferner findet man dann im Heft den Beitrag „New York – Disparitäten im innerurbanen Raum“ (vgl. oben PG 10/2001 bzw. in GR 6/2000). Sehr interessant sind auch zwei Europathemen behandelt : „Räumliche Disparitäten in Ostmitteleuropa“ beschreibt die historischen Hintergründe, die zunehmenden Disparitäten nach der Wende, die Renaissance des Nationalen, Standortvorteile bei der Westorientierung, die Verlierer der Transformation und die europäische Regionalpolitik (vgl. auch im Inhaltsverzeichnis von „Internationale Politik“ unter www.dgap.org/IP/ipaktue.htm ). Dem Beitrag „Regionale Disparitäten in der EU und deren Messung“ ist eine farbige Karten-OH-Folie beigelegt, deren regionalisierte Europadarstellung des BIP/Kopf endlich einmal nicht schon bei der derzeitigen Ostgrenze der EU, sondern erst an der russischen Grenze aufhört und uns so ein weiteres Europabild regionaldifferenziert ermöglicht !

Im ‚GS-Extra’ findet man einen Beitrag „Topographische Karten – lesen und verstehen“ der uns auf eine Beilage aufmerksam macht, die im Auftrag der ‚Kommission Kartennutzung in der Deutschen Gesellschaft für Kartographie’ erstellt wurde (Klassensatz von 25 Exemplaren um DM 25 beim Landesvermessungsamt Baden Württemberg in Stuttgart FAX 07 111 23-29 80 ). Sie durchzuarbeiten wäre eigentlich ein Muß in der kartographiedidaktischen Lehrerausbildung – schön wäre es wenn vielleicht auch das österreichische Bundesamt so etwas einmal machte. Der zurzeit, besonders in den meisten neuen Büchern der 3. Klassen (auch aufgrund unklarerer Lehrplanformulierungen) wieder viel schwächer vertretene didaktische Ansatz der Nutzung großmaßstäbiger topographischer Karten könnte so vielleicht wieder gefördert werden !

Die Spalte ‚Geographie im Netz’ bespricht den sehr instruktiven Bildungsserver nibis.ni.schule.de .

 

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
20.11.2002
Link
https://gw.schule.at/portale/geographie-und-wirtschaftskunde/medien/fachzeitschriften/geographie-und-schule/detail/gs-133-oktober-2001.html
Kostenpflichtig
nein