gh 281-282 vom Juni - Juli 2010
Diese Ausgabe hat als Heftthema "Globale Herausforderungen des 21. Jahrhunderts". Der gleichnamige Basisartikel stellt einen sehr gut gemachten kompakten Abriss des genannten Bereichs dar (Vgl. dazu auch die angegebene URL www.global-challenges.orf/022global-issus.html).
Als „kritisches Dutzend“ macht der Autor den Leser zunächst auf folgende globale Problemfelder aufmerksam: Belastung der Atmosphäre und Hydrosphäre; Bodendegradation; Artenschwund in Fauna und Flora; Bedarf mineralischer, agrarischer und mariner Rohstoffe; Klimawandel; Weltbevölkerungswachstum (bis 2050 voraussichtlich Anstieg auf 9,2 Mrd.); davon 2 Mrd. Menschen in absoluter Armut und 1 Mrd. Hungernder; unzureichende medizinische Versorgung; weiter zunehmende globale Verstädterung; globale Migrationsströme (und daraus entstehender Konfliktpotentiale); inner- und zwischenstaatliche Konflikte und Missachtung der Menschenrechte nehmen zu. All diese Problemfelder seien außerdem in einem Netz miteinander verflochten, wobei als die zentralen Knotenpunkte Klimawandel/Armut/Bevölkerungswachstum zu nennen sind. Im Sinne des Syndromkonzepts (vgl. „Syndrome des Globalen Wandels“ in PG 6/2008 bzw. bei www.wbgu.org) zitiert er dann - sich auf Dirk Messners „avoiding the unmanageable“ beziehend – die Meinung, dass diese möglichen Zukunftsaussichten nur durch eine stärkere Berücksichtigung der Nachhaltigkeitsprinzipien (vgl. dazu ausführlich in GW-UNTERR. 107/2007 , oder PG 9/2007) gemildert werden könnten.
Angesichts der Fülle unsere menschliche Existenz bedrohenden Probleme sieht er pädagogisch die große Herausforderung darin, darüber nachzudenken wie mit diesen Themen in der Schule umzugehen sei. Neben einem auf Aktualität, Problembewusstsein und vernetztes Denken systemisch angelegten Geographieunterrricht streicht er dazu noch die wichtige Komponente problemlösungsorientierter Denkweisen heraus. Dabei komme dem in Rio 1992 formulierten Nachhaltigkeitsprinzip zentrale Bedeutung zu. Als Problem sieht er, dass häufig Folgen menschlichen Verhaltens für das System Erde-Mensch nicht mit der menschlichen Zeit- und Raumdimension übereinstimmten. Einig Ansätze sollen dazu dann die 9 konkreten Unterrichtsanregungen für die 8.-11. Schulstufen mit ihren Materialseiten liefern:
Der Reigen beginnt mit einer Supermarktrallye „18.000 km für einen Apfel“, bei der die Klimaschädlichkeit von Produkten untersucht wird. Klar wird darin, ausgehend von einer Sachanalyse, ferner einer didaktischen Analyse mit den darin angestrebten Kompetenzen und Zielen und einer methodische Analyse (zum Umgang mit den Materialien), letztlich dem Leser ein fertiges Lernpaket vorgelegt. Als fächerübergreifendes Lernen tituliert, findet man danach eine Geographie und Wirtschaftskundeeinheit zu „Mikrokredite als Entwicklungsstrategie“, ebenfalls mit Arbeitsblättern illustriert wird damit diese von Muhammad Yunus (auch www.grameen-info.org) initiierte „Grassroot“-Bewegung . Daran schließt der dritte Unterrichtsvorschlag an - mit dem Titel „Würden sie dieser Frau 20 Euro leihen?“, worin anhand der Organisation www.kiva.org die Lernmethode „planen und entscheiden“ anhand eines Südamerikabeispiels angewendet wird.
Die vierte Unterrichtsanregung „No excuse ! Armut gibt es überall“ beleuchtet Kennzeichen und Ausprägungen von Armut in Industrie- und Entwicklungsländern. Hervorzuheben ist das dazu eingangs präsentierte Kartenset, das die Verbreitung unterschiedlicher Indikatoren (BIP-gesamt / HDI / Anteil absolut Armer / Gini-Koeffizient / HPI ) darstellt (Anm. In GS 181/2009 wird im Abschnitt „Geographie im Netz“ eine Untersuchung zur Aussagekraft des HDI mit WebGIS beschrieben – URL.: www.lehrer-online.de/777874.php - vgl. dazu auch in GA 1/2010).
Danach folgen eines der Standardthemen des Geographieunterrichts aller Oberstufenformen: „Klimawandel und seine Folgen“ (in GS 185 wird übrigens ein Kartenspiel „Klimapoker“ von Bewitched-Spiele, Berlin 2009 – 9.90 € besprochen) und in der Folge noch eine Unterrichtsidee mit dem Titel: „Der Traum von gestern: Nahrung für alle“ (vgl. auch Themenheft PG 10/2007).
Die Methode einer „Dilemmadiskussion“ (in der zwei kontroverse Meinungsäußerungen gegenübergestellt werden) wendet das Unterrichtsbeispiel „Wie EU-Exportsubventionen zur globalen Herausforderung werden“ an. Vertiefungen lässt ein am Ende der Einheit angeführter Link zu : www.ecofair-trade.org/pics/de/brosch_ecofair-trade_dl.pdf)
Jeder der an Meeresstränden sich aufgehalten hat, kennt die dort durch Meeresströmungen verursachte Müllproblematik. Mit dieser setzt sich die vorletzte Unterrichtsanregung „Patient Ozean“ auseinander (jährlich werden geschätzte 6,4 Mio. Tonnen Plastikmüll alleine in den Pazifik eingeleitet. Schätzungen sprechen von dort schwimmenden unglaublichen 100 Mio. Tonnen zerschredderten Plastikmülls - dieser“ Eastern Pazifik Garbage Patch“ erstreckt sich nordöstlich von Hawaii mit einem Durchmesser von mehr als 1.500 km ! – vgl. auch GR 5/2010, PG 9/2006).
Ein sehr ambitioniert gestaltetes Gruppenpuzzle stellt die von einem namhaften Wirtschaftsgeographen zusammengestellte Arbeitsblattsammlung zu „Die Globalisierung der Wirtschaft“ – Ursachen – Merkmale und Wirkungen, dar.
Insgesamt – so meint der Rezensent, ein sehr animierendes Heft, das Oberstufenlehrern viele Anregungen geben kann!