Biologische Lebensmittel - Marktanteile stagnieren

Die Marktanteile von biologischen Lebensmitteln sind im Vorjahr leicht gesunken. Für heuer wird eine Stabilisierung erwartet

Der Absatz von Lebensmitteln aus biologischer Produktion ist im Vorjahr gesunken. Das geht aus den Daten zum Einkaufsverhalten hervor, die die Agrarmarkt Austria (AMA) in 4000 österreichischen Haushalten erhebt. Mit Ausnahme von frischem Obst ist der Bio-Marktanteil in den ersten beiden Trimestern 2002 in aller Sektoren gesunken, und zwar um drei bis neun Prozent (siehe Graphik). "Der Bio-Plafond ist erreicht", kommentiert AMA-Marketing-Chef Stephan Mikinovic gegenüber der "Presse" diese Entwicklung.

Damit wurden die Hoffnungen all jener enttäuscht, die nach den schweren Lebensmittelkrisen der vergangenen Jahre einen nachhaltigen Boom von Bio-Produkten erwartet hatten. Mikinovic erklärt den Trend so: "Bio ist ein Nischenmarkt wie jeder andere auch: Nach einer Take-Off-Phase folgt eine Stabilisierung." Zudem gelte auch im Biosegment die Vergessenskurve der Konsumenten. Mit anderen Worten: Krisen wie der Rinderwahn BSE oder falsch deklariertes Getreide haben keine andauernden Folgen auf die Nachfrage.

 

Das Niveau, auf dem der heimische Bio-Sektor stagniert, ist freilich beachtlich. In Deutschland etwa, das seit zwei Jahren eine von der Politik verordnete Bio-Offensive erlebt, liegt der Marktanteil bei bescheidenen zwei Prozent.

Große Möglichkeiten auf eine Ausweitung des heimischen Bio-Marktes sieht Mikinovic nicht. Er erwartet vielmehr, daß sich der Marktanteil heuer auf dem Vorjahresniveau stabilisieren wird. Daran ändern könnte höchstens etwas, wenn der erneute Anlauf des Diskonters Hofer für eine Bio-Schiene nun gelingt, meint er. Die Kette hat das bereits vor zwei Jahren versucht, "das hat aber nicht wirklich funktioniert", so Mikinovic. Ohne Gefahr für die biologische Landwirtschaft sei das aber nicht: Der Bio-Drang der Diskonter bringe zwar die Chance einer Umsatzausweitung, berge aber auch die Gefahr eines starken Preisdrucks. Derzeit haben die Biobauern ja im Durchschnitt ein höheres Einkommen als ihre konventionell wirtschaftenden Kollegen

 

Anders sieht es im Export aus: Immer mehr heimische Molkereien produzieren für deutsche Supermarktketten Bio-Produkte - dies aber nicht unter eigenem Namen, sondern unter Handelsmarken der Ketten. Dadurch ist der Produzent aber jederzeit völlig ersetzbar. Und deshalb ist es unsicher, ob dieses Geschäft langfristig erhalten bleiben kann.

Weitergeführt wird jedenfalls die Werbung für Bio-Produkte. Das Budget der AMA dafür beläuft sich auf jährlich rund 700.000 Euro, die als Marketingbeiträge von den Biobauern eingehoben werden. Die EU sponsert für die nächsten drei Jahre 2,5 Mill. Euro, für zusätzliche Mittel vom Bund, mit denen die EU-Gelder kofinanziert werden müssen, laufen derzeit Verhandlungen. Eine vor eineinhalb Jahren unter großen Geburtswehen von allen Bio-Verbänden gemeinsam konzipierte Kampagne wird derzeit überarbeitet und harrt der Notifizierung durch die EU.

Die Möglichkeiten für eine gebündelte Bio-Werbung sind aber begrenzt, solange es 40 eigenständige Verbandsmarken gibt, merkt Mikinovic an. "Es wäre schon viel gewonnen, wenn alle Bundesländer dem Tiroler Beispiel folgen würden, wo im Vorjahr die Dachmarke ,Bio Alpin' geschaffen wurde."

 

 

 

Der größte heimische Bio-Verband, Bio Ernte Austria, konnte im Vorjahr in allen Sektoren Zuwächse verzeichnen. Nach vorläufigen Zahlen wurde der Absatz bei Milch um gut zehn Prozent gesteigert, bei Fleisch zwischen elf und 30 Prozent und bei Getreide um ein Fünftel. Auch die Direktvermarktung der Bioprodukte - die allerdings nur bei Fleisch eine größere Bedeutung hat - konnte zulegen, wenn auch deutlich schwächer.

Diese Entwicklung erscheint auf den ersten Blick als ein Widerspruch zu den AMA-Daten, erklärt sich aber zum Teil daraus, daß die Mitgliederzahl nach Jahren des Rückgangs um 500 auf 11.900 gestiegen ist.

aus : Die Presse vom

 

 

20.01.2003

 

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Deutsch
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Veröffentlicht am
21.01.2003
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