Umwelteinflüsse machen Kinder krank

WHO legt Schwerpunkt in Europa auf Asthma und Allergien - Warnung vor "rauchender" Vorbildwirkung seitens Erwachsener

Jedes Jahr sterben fünf Millionen Kinder an Krankheiten oder anderen Umständen, die durch ihre Umwelt verursacht werden. Um auf dieses Problem aufmerksam zu machen, wird sich der jährlich stattfindende Weltgesundheitstag der WHO am kommenden Montag (7. April) dem Thema "Gesunde Umwelt - gesunde Kinder" widmen. In Europa wird der Schwerpunkt auf Asthma und Allergien gelegt, den führenden Ursachen chronischer Erkrankungen in der Kindheit, die mit Umweltgefahren zusammenhängen.

Laut WHO sind in der Europäischen Union Allergien die häufigsten chronischen Erkrankungen bei Kindern, in machen Ländern sind sogar ein Viertel der Kleinen davon betroffen. So stieg in den meisten europäischen Ländern das Auftreten von Asthmasymptomen bei Kindern von Mitte der siebziger bis Mitte der neunziger Jahre um 200 Prozent.

Jüngste stark betroffen

Besonders die jüngsten sind davon betroffen: 40 Prozent der durch ökologische Gefahren ausgelösten Krankheiten entfallen weltweit auf Patienten unter fünf Jahren. Und diese machen zehn Prozent der Gesamtbevölkerung aus.

"Diese Todesfälle könnte verhindert werden", sagte WHO-Generaldirektorin Gro Harlem Brundtland. Es seien Strategien entwickelt worden, um gegen diese Bedrohung zu kämpfen. Diese müssten sowohl national als auch global eingebunden werden, meinte Brundtland. "Jedes Kind hat das Recht in einem gesunden Zuhause, in gesunden Schulen und in einer gesunden Umgebung aufzuwachsen." Das zukünftige Aufwachsen der Kinder sei davon abhängig, dass sie jetzt Gesundheit geniesen können, meinte Brundtland.

"Rauchende" Vorbilder

Die Österreichische Gesellschaft für Lungenerkrankungen und Tuberkulose (ÖGLUT) warnt anlässlich des Weltgesundheitstages vor einer massiven Unterschätzung der "rauchenden" Vorbildwirkung seitens Erwachsener und insbesondere der Eltern. Weitere Erkenntnis: Immer mehr Mädchen greifen zum Glimmstängel, um Stimmungs- und Gewichtsprobleme in den Griff zu bekommen, hieß es am Freitag in einer Aussendung.

Viele Kinder fangen wegen der Sucht ihrer Eltern immer früher zu rauchen an, so ÖGLUT-Kinderspezialist Univ.-Prof. Dr. Maximilian Zach von der Klinischen Abteilung für Pulmologie/Allergologie an der Grazer Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde. Eltern seien sich dieser negativen Vorbildwirkung aber selten bewusst.

Laut der WHO greift jedes vierte Mädchen ab 15 Jahren zur Zigarette. "Immer mehr Studien belegen, dass vor allem Mädchen Zigaretten als 'Stimmungsmacher' einsetzen", sagte Zach. Zu einer - nur mäßig - antidepressiven Wirkung komme die vermeintlich geschmacks- und damit appetithemmende des Nikotins. Vor allem junge Mädchen unter dem gesellschaftlichen Druck der Schönheitsideale ließen sich dadurch zum Rauchen verleiten.

Kinder stark machen

Kinder sollen ihre eigene Umwelt mitgestalten dürfen, um ihre gesundheitsfördernden Ressourcen zu aktivieren, forderte am Freitag der Fonds Gesundes Österreich. "Wenn es gelingt, unsere Kinder zu stärken und selbstbewusst heranwachsen zu lassen, ist das ein wesentlicher Schritt der Drogenprävention, denn der Grundstein für den Drogenkonsum wird häufig schon in der Kindheit gelegt", sagte Gesundheitsministerin und Fonds-Präsidentin Maria Rauch-Kallat (V) anlässlich des Weltgesundheitstages.

Kinder, die bei der Entwicklung von Lebenskompetenzen unterstützt und in ihrer Persönlichkeit gestärkt werden, sind besser gegen Suchtverhalten und Verhaltensstörungen gewappnet, meinte Rauch-Kallat. "Damit gesundheitsförderliche Aktivitäten von den Kids überhaupt angenommen werden, ist es wichtig, sie mit ihren Erfahrungen einzubeziehen und mitgestalten zu lassen, anstatt ihnen einfach ein Programm drüber zu stülpen", erläuterte Andrea Lins, welche die Kinder- und Jugendprojekte des Fonds Gesundes Österreich betreut.

(APA) zitiert nach Der Standard v. 4.4.2003

 

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Deutsch
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Veröffentlicht am
06.04.2003
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