Problematische Bevölkerungsentwicklung: Emigration, Überalterung in Osteuropa

Problematische Bevölkerungsentwicklung: Emigration, Überalterung in Osteuropa

Die Abwanderung aus den baltischen Staaten, Bulgarien und Rumänien hält an. In Ungarn und Slowenien steigt die Zahl der Beschäftigten.

Die EU-Arbeitslosenrate, die gegenwärtig bei 7,7 Prozent liegt, ist niedriger als in den Kandidatenländern. Besonders das Gewicht Polens, des bevölkerungsreichsten Beitrittslandes, in dem beinahe jeder fünfte keinen Job findet, wirkt sich hier aus (siehe Graphik).

Insgesamt geht aber die Bevölkerung der zehn östlichen Kandidatenländer zurück: Im Vorjahr lag sie bei 104,2 Millionen und hat sich damit seit 1990 um rund 1,9 Millionen verringert. Ursache dafür waren die Abwanderung sowie sinkende Geburtenraten, erklärt die Arbeitsmarktexpertin des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW), Hermine Vidovic, in einem "Presse"-Gespräch.

Der stärkste Rückgang wurde in Estland und Lettland registriert, wo besonders die Abwanderung der russischen Minderheit zu Buche schlägt. Einen Bevölkerungsrückgang gab es jedoch auch in Bulgarien, Litauen und Rumänien. Einen Bevölkerungszuwachs verbuchten die Slowakei und Polen, während Tschechien eine beinahe stabile Einwohnerzahl erreichte.

Seit dem Jahre 1993 hat sich die Abwanderung verringert, sie hält jedoch weiter besonders in Polen, Bulgarien und Rumänien an. Ähnlich wie im Westen erhöht sich auch in den Kandidatenländern die Zahl der Personen über 65 Jahre. Die Überalterung ist besonders stark in Bulgarien, Tschechien und Ungarn.

Im Vorjahr verzeichneten Tschechien, die Slowakei und die Baltischen Staaten die höchsten Erwerbsquoten von rund 70 Prozent und lagen damit über dem EU-Durchschnitt. Mit Ausnahme von Bulgarien und Ungarn ist die Frauenbeschäftigung in den Kandidatenländern höher als in der EU.

 

Die Transformationsrezession nach der Ostöffnung hatte eine starke Reduktion der Beschäftigung zur Folge, betont Vidovic. Insgesamt waren in den vergangenen zehn Jahren Bulgarien, Estland, Lettland und Ungarn am stärksten von Arbeitsplatzverlusten betroffen. In Polen, Tschechien und Litauen sank die Beschäftigung etwas schwächer. Die jüngste Entwicklung zeigt, daß trotz der Fortsetzung des Wachstumskurses sich der Arbeitsmarkt nur geringfügig verbessert.

Die Beschäftigung steigt nur in Ungarn und Slowenien schon seit drei Jahren, in Tschechien und in der Slowakei sind bescheidene Ansätze einer Verbesserung bemerkbar. Polen, das in der Mitte der neunziger Jahre erfolgreich bei der Schaffung neuer Jobs war, leidet seit 1999 unter hoher Arbeitslosigkeit. Positiv ist, daß in den Kandidatenländern in der letzten Dekade die Produktivität stark gewachsen ist. Eine Ausnahme von diesem Trend waren Litauen und Lettland.

aus "Die Presse" vom 18.12.2002

 

 

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Veröffentlicht am
18.12.2002
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